Geschichte

Waldnutzung

Die Waldungen sind Eigentum der Bürgergemeinde Bever. Die Benützung steht der Einwohnergemeinde zu. Im Gemeindearchiv liegen mehrere Urkunden, welche auf gemeinschaftliche Benützung gewisser Waldbezirke mit Camogaschk im 15. Jahrhundert Bezug haben. Nr. 111 vom 26.X.1551 ist ein Vertrag zwischen den Nachbarschaften Bever und Samedan betreffend ihrer gemeinschaftlichen Waldungen im Beversertal mit folgenden Bestimmungen:

1. Bei Busse von 5 mezz darf kein Stamm zum Zwecke "bolzis" (Käsereife) zu machen, weggenommen werden.
2. Wer Holz aus dem Walde wegnimmt, zahlt für jeden mit dürren Holz beladenen Wagen 30 Kr. und für jeden gefällten Stamm 40 Kr. Busse.
3. Wer Holz verdorren macht, zahlt 1 fl. Busse.
4 .Wenn einem im Tale drin sein Wagen bricht, darf er das zur Reparatur nötige Holz aus dem Walde nehmen.
5. Zur Aufrechterhaltung dieser Verordnung wählt jede Nachbarschaft 1 Aufseher (montator)

Mit Urk. Nr. 115 vom 18. VII. 1556 wurde der Wald "Chuovg" in Bann gelegt.

Urk. Nr. 140 v. 10.IX1572: Übereinkommen zwischen Bever und Samedan, dass jede Nachbarschaft ihren Angehörigen das zum Zäunen notwendige Holz auch dann gibt, wenn deren Eigentum auf Gebiet der anderen Nachbarschaft liegt.

Urk. nr. 152 v. 20./22.V.1638: Bever und Samedan kommen überein, ihren im Beversertal befindlichen Bannwald (God & Thais cumoen) unter sich zu teilen und stellen Bestimmungen auf betr. Teilungsmodus, Unterhalt der Wege und Brücken, Holzfuhren etc..

Urk. Nr. 153: Vornahme der Waldteilung im Beversertal mit genauer Marchfixierung und Beschreibung.

Urk Nr. 162 v. 10.VI.1700: Modifikation des in Urk. Nr. 152 aufgestellten Artikels betr. Holzfuhre.

Grenzen und Grössen

Die Waldungen erstreckten sich sowohl über das Haupttal als auch das Val Bever. Die auf der rechten Seite des Haupttales liegenden Wälder bilden einen vom übrigen Wald abgetrennten, in sich geschlossenen Waldkomplex. Er stösst talaufwärts an Wald der Gemeinde Samedan und talabwärts an Wald von La Punt. Die übrigen Wälder ziehen sich in einem zusammenhängenden Gürtel von der Gemeindegrenze mit Samedan durch das Val Bever und weiter talabwärts bis zur Gemeindegrenze mit La Punt. Sie werden nur im Val Bever durch eine schmale, der Gemeinde Samedan gehörende Parzelle, unterbrochen.

Das Waldgebiet ist somit recht gut arrondiert. Die Grenzen gegen die beiden Gemeinden sind vermarkt, ebenso diejenigen gegen Privatboden.

Lage

Meereshöhe, 1700 m.ü.M. im Talboden Bever bis 2'250 - 2'300 m an der oberen Waldgrenze.

Klima

Allgemein-Klima
Kontinentales Gebirgsklima mit grossen Temperaturgegensätzen. Der Talboden Bever ist besonders durch seine tiefen Wintertemperaturen bekannt. Kaltluftsee. Auch die Val Bever ist sehr rauh. Die Nordwinde haben ziemlich freien Zutritt über die relativ niedrige Albulakette und treten bei Bever als Fallwind in Erscheinung. Eher schneearme Winter und trockene, warme Sommer. Geringe Luftfeuchtigkeit und wenig Nebel.

Lokal-Klima
Sehr verschieden, je nach Exposition. Die Süd-, West- und Südosthänge sind ausserordentlich trocken und heiss. Die wenig besamten Nordhänge machen hingegen einen Eindruck von recht hoher Feuchtigkeit. Dies kommt auch in dem Auftreten des Alpenerlenbusches zum Ausdruck.

Das Wasser

Ein Mangelfaktor. Die Waldbestände an Nordhängen sind daher bedeutend wüchsiger. Die grössten Niederschläge fallen im Sommer.

Die hohe Sonnenscheindauer im Sommer, verbunden mit hoher Wärme bewirkt das Aufsteigen des Waldes bis auf eine Höhe von 2'200m bis 2'300m. Die Südlagen sind gegenüber der Nordlagen begünstigt. Am Ausgang des Val Bever steigen Bäume in S-W-Lage bis ca. 2'400m hinauf. Im Talhintergrund liegen die höchsten Waldbestände bei etwa 2'100m. Im Haupttal tritt im Sommer häufig der Malojawind auf, der infolge Austrocknung des Bodens einen ungünstigen Einfluss hat.

Geologische Decken

Rechte Talseite
Languard-Decke: Vorwiegend Orthogneise; im Tobeleinschnitt des Val Müsellas etwas Trias, gegen Gravatscha ein schmales Band Paraschiefer, Moränen ohne Bedeutung.

Linke Talseite Val Bever
Err-Decke: Altkristallin-Granite, vorherrschend z.B. Crasta Mora und P. Mazza Val, z.T. Diorite im Val Bever linke Talseite und Muntatsch, z.B. P. dellas Blais. Moräne des Inngletschers im God da Cuas, Abt. 1 und 2. Im hintern Val Bever etwas Lokal-Moräne.

Es wechseln auf beiden Talseiten anstehende Gesteine mit ausgedehnten Schutthalden, besonders im Val Bever nehmen sie einen grossen Teil der Waldfläche ein.

Das Muttergestein für die Böden wird somit fast durchwegs von kristallinen Gesteinen gebildet.

Frühere Betriebsführung

Es steht darin: "Über die bisherige Behandlung der Waldungen kann folgendes erwähnt werden. Die von Lawinen, Rüfen oder Steinschlägen gefährdeten Waldungen scheinen bis in die neueste Zeit sehr konservativ und vorsichtig bewirtschaftet worden zu sein, meist nur stammweise gepläntert. Grössere zusammenhängende Partien gleichaltrigen Holzes in weniger oder nicht gefährdeten Gebieten beweisen aber auch, dass an solchen Orten mehr Gruppen- oder schlagweiser Betrieb gehandhabt wurde".

An anderer Stelle lesen wir, dass seit den 80er Jahren grosse Waldschäden durch Lawinenstürze, Steinschläge, Rüfen, Waldbrände und verschiedene Lärchenwickler-Invasionen entstanden, die zu grossen Zwangsnutzungen und Übernutzungen führten. Es wurden fast nur mehr abgehende Bäume geerntet.

Schon in den Jahresberichten von 1862 und 1863 werden die ersten Saaten und Pflanzungen von Lärchen, Fichten, Föhren und Birken in Cuas und Gravatscha erwähnt.

Bis Mitte der 70er Jahre wurde mehr mit Saaten als mit Pflanzungen gearbeitet, später wurden aber keine Bestandessaaten mehr ausgeführt. Seit 1889 erhielt die Gemeinde für Pflanzungen Bundessubventionen. Die Gemeinde hat somit schon seit sehr langer Zeit grosse Aufwendungen für Kulturarbeiten gemacht.

Das heutige Waldbild

Nach der Baumgarten-Zusammensetzung wechseln reine Lärchenwälder mit gemischten Lärchen-Arvenwäldern bis zu fast reinen Arvenwäldern. die Lärche bildet Pionierbestände auf Rüfenschuttkegeln, in Lawinenzügen, sowie auf den sich wieder bestockenden Weiden.

In ihrem Schutze siedelt sich die Arve an und bei ungestörter Weiterentwicklung entstehen gemischte Arven-Lärchenwälder und schlussendlich der fast reine Klimax-Arvenwald. Da aber die Schlussphase störenden Einflüsse so gross sind, wird die Entwicklung immer wieder rückläufig, so dass wir ein vollständiges Verschwinden der Lärche nicht befürchten müssen. Auch im obersten Waldgürtel mit aufgelockerter Bestockung geringer Humusanreicherung wird sie sich halten können. Es besteht aber kein Zweifel, dass die Lärche ein starkem Rückgang begriffen ist. Die heute ausgedehnten reinen Lärchenbestände im Val Bever sind Neubesiedelungen auf Überschüttungen, nach Lawinenkatastrophen und auf Weideland. Die Gürtelung mit den vorwiegend aus Arven bestehenden Beständen in der oberen Waldzone mit gereiften Böden, ist sehr auffallend. Auf den menschlich weniger beeinflussten Nordhängen mit humusreicheren Böden überwiegt in der Regel die Arve.

Der Aufbau der Bestände wechselt von vorwiegend gleichförmigen Beständen bis zu ausgesprochen stufigen-plentrigen Beständen. Die Gleichförmigkeit geht ohne Zweifel auf Kahlschläge zurück, die anfangs und wohl bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts ausgeführt worden sind. In den eigentlichen Schutzwäldern über dem Dorfe und den wichtigen Verbindungswegen hatte man hingegen stets geplentert. die gleichförmigen Lärch-Weidewälder stellen hingegen Neuaufwuchs dar.

Das Wirtschaftsziel

1. Lärch-Weidewälder sind als solche zu erhalten und wieder auf Lärche zu verjüngen.

2. Wo nicht ausgesprochener Weide-Wald herrscht, sollen gemischte Lärchen-Arvenbestände angestrebt werden.

3. Wo schon fast reine Arvenbestände herrschen, soll auf Arve verjüngt werden.

4. Es sind ungleichaltrige Bestände anzustreben, in einzeltrupps- bis gruppenweiser Mischung der Altersklassen.

Aufforstung

God dals Dschembers und God da Plaz

Bilder: Stiftung Documenta Natura, Bern